Jedes zweite Jahr findet am Bodensee eine Veranstaltung für Brenner statt, die Rede ist nicht von den Bodensee Schnapsverkostertage – Nein! Die Fruchtwelt Bodensee in Friedrichshafen öffnete Ihre Pforten für 3 Tage und 16.250 Obsterzeuger, Landwirte, Hobbybrauer und Brenner aus ganz Europa kamen am Wochenende, um sich bei 318 Ausstellern aus 13 Ländern über Dienstleistungen und Produkte zu informieren. Die 34. Bodensee-Obstbautage mit einem umfangreichen Vortragsprogramm, der fünfte Internationale Brennertag und die Hopfentage gaben positive Impulse und neue Anregungen.

Es war wie immer ein “Sehen und gesehen werden”, schön die vielen Kollegen aus Deutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz wieder zur treffen. Natürlich schauten wir (Bruno Broger und ich) auch ein paar Schmuckstücke aus verschiedenen Kupferschmieden angeschaut. Alles in Allem aber gab es keine wirklichen Innovationen zu bestaunen.

Zum Abschluss des Edelbrand-Zertifikatslehrganges im Tirol hatten die Teilnehmer vor der Prüfung ihren finalen Kurstag. Diesen verbrachten Sie Vormittags beim Mixen mit Edelbränden und Nachmittags mit der Kombination von Zigarre mit Edelbrand.

Ein Crashkurs in der Barkunde, Einzelheiten wie Shaker, Stirer, Strainer und vielem mehr. Gefolgt von der Degustation der wichtigsten Liköre und Sirupe an der Bar. Dann endlich ab in’s Vergnügen. Rezepte suchen, Zutaten zusammenstellen und vor den Kollegen zubereiten und präsentieren. Hier ein paar Impressionen…

Vorarlberg ist ein Land mit langer Tradition im Anbau und der Verarbeitung von Obst. Dies zeigt sich auch an dem von Hochstämmen geprägten Vorarlberger Landschaftsbild. Der Möglichkeiten zur Veredelung dieses Obstes sind wenig Grenzen gesetzt, das Fachwissen wird in der Familientradition oft über Generationen weitergegeben. Durch die Vorarlberger Landesprämierung von Edelbränden und Likören ist es in den vergangenen Jahren zudem gelungen, die Qualität der erzeugten Produkte auf ein hohes Niveau zu bringen und dieses Niveau entsprechend zu halten.

Viele Konsumenten und Genießer erwarten sich gerade heute nebst hoher Qualität die gesicherte Herkunft eines Produktes. Mit der Vergabe des Ländle Qualitätsprodukte Gütesiegels <<luag druf>> erkennen gerade diese, dass das erzeugte Produkt zu 100% aus Vorarlberger Früchten stammt und unabhängig kontrolliert wird.

Die Landesprämierung 2010 fand am Donnerstag den 4. Februar in der Landwirtschaftskammer Vorarlberg statt. Eingereicht wurden 286 Produkte, davon 42 Liköre. Für Liköre stellte dies einen absoluten Einreicherrekord dar. 2003 war die bisher höchste Einreichung von Likören mit 21 Stück, der hälfte also! Das Verkostungsschema der “Spirituosenakademie” wurde auch 2010 angewendet. Die Umrechnung in das 20-Punkte-Schema erfolgte erst bei der Auswertung. Arthur Nägele als Prämierungsleiter übernahm die zahlreichen Schulungen und die Auswahl der Verkoster. Zum Einsatz kamen erprobte Personen aus Vorarlberg, verstärkt durch erfahrene Fachleute aus anderen Bundesländern und aus der Schweiz.

Die Verkostung erfolgte „blind”, d.h. die Verkoster erhalten eine kleine, anonymisierte Kostprobe mit den wichtigsten Angaben dazu, um die Objektivität zu gewährleisten. Gut 10% der Proben wurden ein zweites oder drittes Mal als Doppelproben in die Verkostung eingebunden. Erstaunlich, wie genau (meist Punktgenau) die einzelnen Bewertungen übereinstimmten.

Die Verleihung der Gütesiegel / Urkunden wird am 8. Mai 2010 im Rahen eines Festaktes in der Kulturbühne “am Bach” in Götzis stattfinden. Hier ein paar Impressionen von der Prämierung vom Donnerstag.

CIMG0331.JPGLetzte Woche fand die siebte Ausgabe des World Spirits Awards statt. Es war wie immer ein “Familientreffen” mit Verkostern aus dem ganzen deutschsprachigen Raum, Kollegen die man nur ein – zwei mal jährlich trifft. Als Teil der Verkostungs-Jury für internationale Spirituosen degustierten wir vom 22. bis 24. Jänner 2010 rund 300 “Internationale Spirituosen” von Absinth über Bitter, Cognac (Brandy’s), Gin, Rum und Wodka. Weiter Unten ein paar Fotos dazu!

Mit “World-Spirits“ startete 2004 eine neue Marke in die Welt der Spirituosen. Dahinter steht ein umfassendes Marketing-Konzept und eine Organisation, die sich eine Verbesserung der internationalen Spirituosenkultur und die Klassifizierung von Destillerien zum Ziel gesetzt hat. Das Spektrum der Aktivitäten ist breit: von der fundierten Ausbildung einer Jury über die Durchführung der Bewertung bis zu begleitenden PR-Maßnahmen.Nach 7 Jahren hat sich die “World-Spirits” in vielerlei Hinsicht etabliert und wird von Insidern als “WM” unter den internationalen Prämierungen angesehen.

CIMG0332.JPGEine Umfrage hat ergeben, dass der “World-Spirits Award” (WSA) von Insidern aus mehreren Gründen als beste und hochwertigste Prämierung angesehen und geschätzt wird! Keine Prämierung hat eine profundere Ausbildung der Jury als der WSA im Rahmen der “World-Spirits Academy”. Ausnahmslos vom WSA ausgebildete Prüfer mit positiven Checks haben einen Platz in der Jury – Teilnehmer von anderen Competitions oder anerkannte Fachleute beginnen ihre Ausbildung beim WSA in den “Startlöchern”.

Um eine möglichst objektive Bewertung zu gewährleisten, wird primär mit Symbolen statt Punkten gearbeitet. Das WOB-System, basierend auf jeweils fünf Bewertungs-Kriterien und -Merkmalen, ermöglicht transparente und immer wieder nachvollziehbare Ergebnisse. Die verbalen Beschreibungen werden in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung gestellt. Der WSA ist die einzige Competition, bei der auch Destillerie-Klassifizierungen durchführt werden. Vergeben wird auch der Titel “Distillery of the Year”.

CIMG0732.JPGDas World Spirits Festival während der Tourismus-Messe GAST in Klagenfurt (Kärnten/Österreich) ist nicht nur eine Plattform zur Präsentation der Produkte, sondern dient auch der Geschäftsanbahnung und vor allem dem Erfahrungsaustausch unter den Ausstellern. Viele von ihnen schätzen das ungezwungene Zusammensein mit Kollegen und sehen den Wert des Festivals in der permanenten und ehrlichen “Weiterbildung”.

Neben den Präsentations- und Verkaufsmöglichkeiten überzeugt das Festival durch den deutlich sichtbaren Zusammenhalt der Branche und die Skizzierung eines gemeinsamen Weges zur Verbesserung der Spirituosen-Kultur und zur Steigerung der Absatzmöglichkeiten.

Ebenso wenig wie die Handwerkskunst des Destillierens Kompromisse eingeht, sollte unser Gaumen in Sachen Genuss, Kompromisse machen.

Die Teilnehmer des Vorarlberger Zertifikatslehrganges zum Edelbrandsommelier gingen den Dingen handfest auf den Grund. Ob Schokolade, Käse oder Zigarren – Sie kombinierten in zwei lehrreichen und genussvollen zwei Tagen diese Genüsse mit feinen Edelbränden.

Angefangen mit der Präsentation von Bränden, über die Kombination mit Speisen gefolgt von “Mixen mit Edelbränden” und zum Abschluss der zwei Tage dann die Kombination mit Zigarren! Hier ein paar Impressionen der Ausbildungseinheit vom 15. & 16. Jänner 2010 in Hohenems.

mostflasche Bovelhof

Als bekennender Sauvignon Blanc Trinker wurde ich vor 2 Jahren als Ausbildner der Most-Sommeliers in Vorarlberg schwer von den Teilnehmern geimpft, dass ein guter Most (Apfelwein) genau so gut wie ein frischer Weisswein sein kann. Damals waren die Proben im Glas selbstredend und Welten von einem schlechten Weisswein entfernt.

Oft sitzt man zusammen, fachsimpelt und überlegt, wie müsste wohl die Kellertechnik für einen Apfelwein aussehen, damit der als “Weisswein” ernst genommen würde. Wie es Christoph Mähr vom Bovelhof schlussendlich geschafft hat, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Das Ergebnis allerdings wird sicherlich KEIN Geheimnis bleiben! Von dieser Stelle aus herzliche Gratulation an den Produzenten für dieses Meisterstück, das die Anschauung zu “Most” bei jedem Geniesser komplett ändern wird!

Degustationsnotiz “Bovel-Moscht Apfel Rubinette 2009” 6.5 Vol%

Aussehen
klar, helles Grüngelb, leichte Schlieren, etwas Rest-CO2

Geruch
sauber, intensive Aromatik, etwas grasig, dezente Zitrusnoten, ganz leicht schalig, elegant apfelig

Geschmack
trocken, lebendige Säure, mittlerer Körper, fruchtig-apfelig, dezent schalige Noten am Gaumen, elegant, langer Abgang

[rating:6/6]

”]Die Grafenwalder:  Gerd M. Jäger, Wolfgang Summer und Bruno Ammann [v.l.n.r]

Was hat der Grafenwald mit der Karibik gemein? RUM!

Am vergangenen Montag war das erste Training des Vorarlberger Verkosterkreises in der Privatbrennerei Broger in Klaus und es war ein feudaler Abend. Nach dem offiziellen “Steinobst-Training” für die Verkoster, wurden mitgebrachte Proben der Teilnehmer blind degustiert. Dass die Brennerei Grafenwald seit längerem an einem eigenen Rum arbeitet war mir bewusst, hat die Spirituosenakademie doch die Melasse besorgt.Das fertige Ergebnis allerding kannte bisdahin aber noch niemand.

In langwieriger Handarbeit wurden auf dem Potstill der Grafenwald-Destillerie im vergangenen Jahr 2 Tonnen Melasse destilliert. Daraus entstand der erste Vorarlberger Rum. Ein grosser Teil des jungen weissen Rums wurde in Eichenfässer für die weitere Lagerung gefüllt, ein kleiner Teil wird jedoch auch als “weisser Rum” auf den Markt kommen. Blind degustiert konnten die meisten anwesenden Fruchtbrenner nichts mit dem Destillat im Glas anfangen, dabei ist das Produkt ein wahrer Überhammer!

Degustationsnotiz “Rum vom Grafenwald” 45 Vol%

Aussehen
klar, farblos, deutliche Schlieren

Geruch
ausgeprägt rauchig,  sehr würzig, estrig-fruchtig, leicht bananig, verhaltene Kokostöne

Geschmack
intensive, typische Rumaromatik, Noten von Rum-Rosinen, tropische Früchte, dezente Nougat-Töne, voller Körper und mächtiger, langer Abgang

Kommentar
Definitiv ein Geniestreich, nichts für Bacardi weiss Trinker oder Warmduscher! Das ist kräftiger, estriger und leicht rauchiger Rum der mit dem kommenden Fassausbau in Richtung “Old Navy Rum” geht. Weiter so!

[rating:5/6]

So könnte die Fähre damals ausgesehen haben...

So könnte die Fähre damals ausgesehen haben...

Viele von Euch kennen meine Vorliebe für “Internationale Produkte aus regionaler Erzeugung”, wie zum Beispiel eben Whiskies aus dem Alpenraum. Bei dem folgenden Produkt, das wohlgemerkt NICHT kommerziell verfügbar ist, muss ich etwas weiter ausholen.

Bei stöbern am Dachboden unseres alten Gasthauses in Gaissau kam im Sommer eine kleine Senation ans Tageslicht, ein Buch über die Destillation. Das Buch ist moderneren Datums, aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. In seinem Inneren aber fanden sich dann handschriftliche Notizen über Rezepte für Gin. Wie Alt genau die Notizen sind lässt sich nur schwer nachvollziehen, die Angaben vom “Übersetzen mit dem Fährschiff” nach Rheineck lässt aber den Schluss zu, dass es aus der Zeit vor 1840 kommt.

CIMG1517.JPGZu jender Zeit war Gaissau an einer wichtigen Handelsstrasse von Basel kommend über Bregenz, Feldkirch nach Inssbruck und Italien. Der Überlieferung nach war die Fähre über den Alpen-Rhein bei Gaissau – Rheineck (einer Festungsstadt) die erste im ganzen Rheinthal. Somit lässt es sich auch erklären, woher vielleicht die Rezeptur, sicherlich aber die kostbaren Gewürze dafür herkamen.

Im November jedenfalls hat es mich nicht mehr losgelassen und ich habe verschiedene Variationen des Rezeptes ausprobiert. Schliesslich wollte ich unbedingt wissen, wie der Gin von anno dazumal schmeckt. Auch meine 6jährige Tochter hat voller Tatendrang mitgeholfen. In unserer typischen rheinthaler Brennerei (ein nebenstehendes kleines Brennhäuschen) destillierten wir einen Tag lang die verschiedenen Rezpeturen. Bemerkenswert jedoch ist der Grundalkohol des Produktes. Wird traditioneller Gin mit Neutralalkohol hergestellt, scheinen sich die Erfinder des Gin-Rezeptes mit den damals verfügbaren Gegebenheiten zufrieden gegeben zu haben. Hier im Mündungsbereich des Alpenrheins in den Bodensee ist die Landschaft geprägt von Hochstammbäumen, vor allem Birnensorten. Dies bildet also den Grundalkohol für dieses einzigartige Getränk.

Liefern den Grundalkohol: Hochstamm-Birnenbäume

Liefern den Grundalkohol: Hochstamm-Birnenbäume

Zwischen den Weihnachtsfeiertagen dann war es soweit, eine Probe wurde feierlich aus dem Glasballon, in dem das Getränk lagert, abgezogen und degustiert. Zum Rezept selbst möchte ich mich nicht weiter äussern, es enthält rund 15 Zutaten die es vor allem im Geruch zu einem sehr würzigen und unverwechselbaren Produkt machen.

Die Rezeptur scheint perfekt auf den Grundalkohol abgestimmt, kommen doch in der Nase die typischen Wachholder und Gewürz-Noten durch. Am Gaumen besticht das Produkt mit einer genialen Süsse die vom leichten Bitter des Tonics balanciert wird.

Ein spannendes Abenteuer, dieses alte Rezept nach zu destillieren! Ein paar Liter davon liegen nun im Keller und werden von wiederkehrenden Besuchern bereits aktiv nachgefragt wenn es um die Auswahl eines Getränkes geht. Auf die Frage nach einem “Schnäpsle” antworteten doch ein paar mit: “Gibts noch von Deinem Gin?”

Degustationsnotiz “GIN” 70 Vol%

Aussehen
klar, farblos, deutliche Schlieren

Geruch
ausgeprägt gewürzig, deutlich Wachholder/coniferig, Koriander, Zitrosnoten, sehr frisch

Geschmack mit Tonic
typisch Gin, gewürzig, Wachholder, breit-birnige Süsse mit zartem Bitter vom Tonic Water, Zitrusnoten

Kommentar
In der Nase typisch Gin, am Gaumen nicht ein “Standard Gin-Tonic”. Von den bisherigen Degustanten aber als sehr eingänig und gefährlich “süffig” eingestuft.

sehr subjektives Rating:
[rating:5/6]

Der Dezember hatte es terminlich gesehen so richtig in sich. Vorweihnachts-Stress und ein Termin am Anderen. Darum komme ich auch erst jetzt dazu, das Training für die Vorarlberger Landesverkostung für Essig zu erwähnen.

Der Sinn bestand darin, zusammen mit dem international bekannten Essig-Profi Ing. Andreas Fischerauer das bestehende Verkostungsschema für Essig zu überholen. Ein paar Fotos von diesem äusserst interessanten und “sauren” Nachmittag findet Ihr hier im Anschluss. Wer sich in der Essigverkostung versuchen möchte, der kann gerne auch unten eingefügtes Formular selbst zu Hause ausprobieren! Viel Spass…

Will das Glück nach seinem Sinn
dir was Gutes schenken,
sage Dank und nimm es hin
ohne viel Bedenken.
Jede Gabe sei begrüßt,
doch vor allen Dingen
das, worum du dich bemühst
möge dir gelingen.

Wilhelm Busch

Das Zitat von Wilhelm Busch schien mir für einen Weihnachtsgruss sehr passend. Anders als die vorweihnachtlichen Tage, sind die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr die etwas Besinnlicheren.
Für viele von uns sind diese Tage die Zeit, das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen. Doch gleichzeitig sollte sie auch den Blick für das Gegenwärtige und Zukünftige mit einschließen, wenn es darum geht, sich neue Ziele zu stecken und sie mit viel positiver Energie im neuen Jahr umzusetzen.

Viel Erfolg bei allen Vorhaben, den großen und kleinen
täglichen Aufgaben und alles Gute für das neue Jahr 2010!

Mit besinnlichen Grüssen und der Hoffnug, Euch Alle im kommenden Jahr auf der einen oder Anderen Veranstaltung zu treffen…
Euer Arthur Nägele