Alles begann mit den Edelbränden. Schon als Kind durfte ich immer mit meinem Vater in die Brennerei. Ich kann mich düster daran erinnern, ganz am Anfang noch in die grossen, hölzernen 1000 ltr. Holzfässer gesteckt worden zu sein um diese nach Gebrauch auszubürsten.
Später dann als mein Vater starb, ich war gerade mal 13 Jahre alt, war ich froh um Alles was ich wusste. Die Fässer waren voll und mehrere Tonnen eingemaischter Früchte warteten darauf, destilliert zu werden. Die gastronomische Ausbildung förderte das Interesse an den Spirituosen dieser Welt und so geschah es eines Wochenendes, ich war gerade auf Heimatbesuch vom Internat, dass meine Mutter mir eröffnete: Da liegt eine Einladung der Landwirtschaftskammer! Ein Kurs mit dem Sensorik-Grossmeister Dr. Peter Dürr von der Forschungsanstalt in Wädenswil (CH) wurde ausgeschrieben. Natürlich meldeten wir uns an und ich war total begeistert! Dr. Dürr eröffnete den Teilnehmern einen ganz neue Welt. Nach Abschluss des Kurses ging ich zu Ihm und fragte, wie man sich weiterbilden könne und wurde auf die damalige Destillata Akademie verwiesen.
Es folgte die sensorische Ausbildung für Spirituosen bei Wolfram Ortner, dem damaligen Besitzer der Destillata in Bad Kleinkirchheim zum Destillata Verkoster-Diplom in Silber und Gold. Ein weiteres Jahr später wurde ich bereits als Jury-Mitglied (Verkoster) auf die Destillata eingeladen. Das ist nun über 15 Jahre her und ich wahr wohl einer der jüngsten Verkoster für Spirituosen die es je gab (20 Jahre alt). Peter Dürr wurde in den letzte 15 Jahren immer mehr zu meinem Mentor und ich möchte mich bei Ihm für Alles das Wissen das er mir vermittelte bedanken.
Weitere Einsätze als Verkoster auf Prämierunge in der Schweiz und Österreich folgten: Sissach, Zürich (Schnapsforum), Destillata, Wieselburg, Tiroler Landesprämierung und auch die Vorarlberger Landesprämierung. Das alles war spannend und neu, aber bei weitem nicht genung. 2003 schliesslich flog ich nach London um die London Int. Wine & Spirits Trade Fair zu besuchen. Dies sollte mein Leben gehörig durcheinander bringen. Auf meinem Weg über die Messe traf ich auf den Stand der International Wine & Spirits Competition (IWSC). Eine nette, ältere Dame bemerkte wohl dass ich inne hielt und sprach mich an. In Retrospektive muss ich sagen, dass ich wohl jung und dumm gewesen sein muss als ich Sie fragte, wer denn bei Ihnen verkostete und wie man Verkoster würde. Ich bekam ein Anmeldeformular das ich einpackte und mit nach Hause nahm. Das war im Mai 2003. Im September dann fand sich dieses Formular wieder auf meinem Schreibtisch und ich entschloss mich, es auszufüllen und abzusenden.
Anfang 2004 erklärte mir meine Frau bei meiner Heimkehr von der Arbeit, dass ein Brief aus England auf dem Tisch liege. Ich wusste nicht, wer mir einen Brief aus England schreiben würde und öffnete gespannt den Brief – siehe da, die IWSC. Mein Antrag als Verkoster (judge) wäre angenommen worden und das technische Verkostungskommitee lade mich zu einer Aufnahmeprüfung ein – BUMM. Ich alleine nach England zum verkosten? Wohl kaum! Schnell griff ich zum Telefon und rief Bartle und Ulrich, meine heutigen Kollegen in der Spirituosenakademie an, ob Sie sich vorstellen könnten, mit nach England zum verkosten zu fliegen. Auch Sie meldeten sich an, wurden akkreditiert und schafften die Prüfung.
Der Rest ist Geschichte: Die Prämierung hat mich dann eingeladen, eine eigene Kategorie für Edelbrände zu eröffnen. Diese läuft inzwischen im 5. Jahr und hat steigende Einreichzahlen. 2009 wurde ich zum Chair-Judge, einem Vorsitzenden der Verkostungsjury ernannt. Weltweit gibt es davon nur 15 Stück, alles hervorragend ausgebildete Fachleute aus allen Kontinenten der Erde.