Im Juni, genauer gesagt über Pfingsten, fand die Whiskyreise die ich für die Edelbrandsommeliers, Whiskyliebhaber und Kunden der Firma „vom Fass“ organisiert hatte statt. 22 Personen umfasste das enthusiastische Grüppchen und es waren drei tolle Tage in Schottland – auch wenn das Wetter typisch schottisch war und alle Jahreszeiten an einem Tag zu finden waren.
Freitag, 10. Juni 2011
Wir starten von Memmingen aus mit Ryanair nach Edinburgh. Der Flieger ist bis auf den letzten Platz ausgebucht – die Stimmung sehr gut bis ausgelassen. Die Gruppe ist rund 15 Personen gross, der Rest ist bereits von München aus einen Tag vorher nach Schottland geflogen. Abflug am Nachmittag bei schönstem Sonnenschein – Eintreffen in Edinburgh bei Regen. Nach erfolgtem Transfer ins Hotel dann gleich ins Scotch Whisky Heritage Centre am oberen Ende der Royal Mile. Gebucht war eine Goldtour für die ganze Gruppe. Die neue Diageo Claive Vidiz Collection mit über 3500 Whiskies ist eine Sensation, zu Abschluss der Tour dann eine Degustation von 3 Whiskies! Danach Abendessen im Hotel und gemütliches Beisammensein an der Bar.
Vormittags Tour mit dem Bus durch die Stadt – erneut bei strömendem Regen. Erster Halt des Morgens beim Hollyrood Palace und dem schottischen Parlament. Der Palast „Palace of Holyrood House“ oder Holyrood Palace in Edinburgh ist die offizielle Residenz des britischen Königshauses in Schottland. Er befindet sich am östlichen Ende der Royal Mile, die von dort bis hinauf zum Edinburgh Castle führt. An das Schloss schließt sich der Holyrood Park an, hinter den Mauern geht des hoch auf Arthur’s Seat, dem „Hausberg“ von Edinburgh – einem erloschenen Vulkan.
Im Jahr 1128 wurde an dieser Stelle die Holyrood Abbey (deutsch: Heilig-Kreuz-Abtei) gebaut. Diese Abtei war eine sogenannte Freistätte, sie diente damit als Zufluchtsort für Schuldner einschließlich des zur Abtei gehörenden Jagdgeländes. Das einstige Gästehaus der Abtei wurde schrittweise ausgebaut, wobei u. a. ein Wohnturm im Nordwesten der Anlage in den Jahren 1528 bis 1532 entstanden ist. Der Palace of Holyrood House wurde in seiner heutigen Form im 17. Jahrhundert erbaut.
Von hier aus weiter die Royal Mile hoch zur Burg von Edinburgh. Die Burg Edinburgh Castle gilt als eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Schottlands. Sie steht im Zentrum von Edinburgh auf dem Castle Rock. Der Castle Rock ist der Basaltkegel eines erloschenen Vulkans. Das Plateau des Kegels liegt etwa 120 Meter über dem Meer und circa 80 Meter über dem umliegenden Gelände. Nach drei Seiten hin fällt der Kegel fast senkrecht ab. An der Ostseite ist die Steigung hingegen so gering, dass das Bergplateau auf dieser Seite problemlos zu Fuß zu erreichen ist. Diese geologische Besonderheit machte den Castle Rock schon früh zu einem idealen Platz für den Bau einer Verteidigungsanlage bzw. zu einem Rückzugsort bei drohender Gefahr.
Nach so viel Geschichte gab es eine ausgiebige Mittagspause die meist für Powershopping genutzt wurde. Nicht wenige der Teilnehmer liessen es sich nicht nehmen und kauften einen Kilt für die schottischen Momente im Leben. Am Nachmittag besuchten wir Glenkinchie ausserhalb Edinburghs, eine gute Tour mit einer österreichischen Guide die nach Schottland gezogen war. Die Brennerei wurde unter dem Namen Milton 1825 durch die Brüder George und John Rate gegründet und erst 1837 in Glenkinchie umbenannt. 1853 gingen die Rate Brüder Bankrott und bis 1881 wurde kein Whisky mehr produziert. 1914 kam die Destillerie zu Scottish Malt Distillers (SMD). Zwischen 1917 und 1920 blieb die Brennerei, wie viele andere auch, geschlossen. 1968 wurde die Tennenmälzerei (Floor maltings) geschlossen und 1969 in ein Whisky Museum umgewandelt. 1987 ging die Brennerei an United Distillers & Vintners (UDV) und damit letztlich zu Diageo. Heute ist sie eine der letzten in Betrieb befindlichen Brennereien in den Lowlands. Alles in Allem aber eine typische Touristen-Tour mit viel DIAGEO-Produkten in Bar und Shop.
Sonntag, 12. Juni 2011
Dies war wohl der längste aller Tage. Um 8 Uhr früh fuhren wir vom Hotel in Richtung Stirling Castle weg – Fahrdauer etwa 90 Minuten. Der Ort atmet Geschichte: Stirling Castle.
Auf dem steil aufragenden Hügel oberhalb der Altstadt von Stirling gelegen, spielten der Ort und das Schloss aufrund der strategisch günstigen Lage eine wichtige Rolle in der Geschichte Schottlands: von William Wallace, der hier am River Forth die Engländer besiegte, über Robert the Bruce, der Schottland mehrere hundert Jahre Unabhängigkeit sicherte, bis hin zu Maria Stuart, die hier im Alter von neun Monaten zur letzten schottischen Königin gekrönt wurde. Von etwa 1100 an diente Stirling Castle über 500 Jahre lang als eine der wichtigsten königlichen Hauptresidenzen und war zuletzt bis 1964 Regimentshauptquartier der Argyll and Sutherland Highlanders. Zu besichtigen waren außer den weitläufigen Befestigungsanlagen die königliche Kapelle, der große Festsaal, das Regimentsmuseum und die alte Küche. Die ehemaligen königlichen Gemächer sind ganz frisch renoviert und sehr beeindruckend.
Gegen Mittag machten wir uns auf in Richtung der Glenturret Distillery, vielen bekannt als „The Famous Grouse Experience“. Nach kurzen Mittagessen ging es auf die Tour, eine der meist besuchten Tours in Schottland. Die Destillerie gehört zu den ältesten in Schottland. Bereits 1717 soll hier illegal Whisky gebrannt worden sein. Die heutige Single Malt Destillerie stammt aus dem Jahre 1775. Dieses Datum steht auch auf den heute verkauften Single Malts aus der Destillerie, die für sich in Anspruch nimmt, die älteste noch arbeitende Destillerie Schottlands zu sein.
Während der schlechten ökonomischen Lage in den späten 1830er Jahren blieb sie als einzige der vorher zahlreichen Destillerien am Fluss Turret bestehen. Die wieder erstarkte Wirtschaftslage erlaubte es dem damaligen Besitzer Thomas Stewart 1870 die Destillerie auszubauen. Von 1929 bis 1959 stand die Destillerie still. Im Jahr 1957 kaufte sie James Fairlie und produzierte seit 1960 wieder Whisky. 1981 kamen Cointreau et Cie als Investoren hinzu, 1990 wurde die Destillerie von Highland Distillers übernommen, die ihrerseits 1999 von der Edrington Group übernommen wurden. Glenturret ist auch bekannt wegen der Hauskatze Towser, die es bis ins Guinness-Buch der Rekorde schaffte: Sie erreichte ein für Katzen nahezu biblisches Alter von 24 Jahre und erlegte in dieser Zeit angeblich 28.899 Mäuse. Sie starb im Jahre 1987, und 1991 wurde ihr zu Ehren eine Statue bei der Destillerie errichtet.
Nun kamen wir bereits in Eile, da die letzte Station die Edradour Distillery sein sollte, welche am Sonntag aber um 16 Uhr schliesst. Wir schafften es, mit unserem Bus um 3 Minuten vor 16 Uhr auf den Parkplatz zu rollen und der Guide wartete bereits ungeduldig auf uns. Edradour ist die kleinste schottische Whisky-Destillerie. Die Brennerei liegt in einem kleinen Tal, verborgen von umliegenden Bergen, östlich der Ortschaft Pitlochry. Der Name Edradour ist von gälisch „Edred dobhar“ („Der Fluss von König Edred“) abgeleitet. Die wöchentliche Produktion beträgt rund 12 Fässer mit 600 Gallons (ca. 2.720 Liter) British Plain Spirits, das ergibt ca. 90.000 Liter bzw ca. 250.000 Flaschen in unterschiedlichsten Größen pro Jahr – große Brennereien produzieren diese Menge in einer Woche. Jährlich kommen jedoch bis zu 100.000 Besucher zu dieser Destillerie, so dass zusätzlich fast 20 Fremdenführer beschäftigt werden müssen. Edradour ist die am Meisten besuchte Brennerei Schottlands!
Dem entsprechend war auch die Tour und keiner von uns war so recht zufrieden. Im Shop wurden wir dann von einer deutsch sprechenden Dame auf die Tour angesprochen; ob wir wohl zufrieden waren. Dies verneinten wir wehement und wussten noch nicht, dass uns das „Tür und Tor“ öffnen sollte. Die Dame war nämlich die Frau von Andrew Symington, dem Besitzer von Signatory und eben Edradour. Er holte die Schlüssel für die Warehouses und nahm uns, die Brennerei und das Besucherzentrum waren bereits geschlossen, mit auf eine private Tour.
Er erzählte uns von der Zeit der Übernahme, den Neubauten die er erstellt hatte und zeigte uns stolz sein Warenlager. Gebaut für rund 9000 Fässer, lagern derzeit rund 3600 Fässer in den Lagerhäusern die entlang dem Hügel gebaut wurden. Nicht nur die zwei Edradour (normal und peated), auch ein Teil der Signatory-Raritäten reift hier seiner Abfüllung entgegen. Zum Abschluss durften wir eine zur Abfüllung anstehenden 18jährigen Edradour aus dem Fass probieren. Er versprach, uns zu kontaktieren sobald der Whisky abgefüllt werde. Mal sehen ob er es nicht vergisst, der Whisky war ein Wahnsinn!
Müde und geschlaucht traten wir die Heimreise an und erreichten das Hotel gegen 19:30. Ein letztes Abendessen und ein paar Drinks an der Bar, bevor alle am Montag Morgen die Heimreise antraten. Ich hoffe, dass es Allen Teilnehmern gefallen hat. Nachfolgend ein paar Impressionen von der Reise…