Während ich in der Brennerei sitze und den Feinbrand meiner eingemaischten Williams mache, schweifen meine Gedanken bereits zum kommenden Whiskyschiff in Zürich und zurück an eine Reihe von Kursen und Degustationen der letzten Monate. Immer wieder löchern mich die Teilnehmer zum Thema „Whiskey aus dem Alpenraum“, ein Thema das derzeit überall durch die Presse geht und immer mehr Konsumenten auf unsere lokalen Produkte aufmerksam macht.
Die alpine Whiskeylandschaft ist im auslaufenden Jahr gewachsen und vielfältig geworden. Noch immer tummeln sich darunter Produkte, die mit der Definition Whisky nichts zu tun haben und eher einem Getreidebrand im Holz ähneln. Zu den Überraschungen des Jahres zählten für mich aber drei Herausragende Produkte aus 3 Ländern.
Das Produkt mit dem grössten Kuriositätsfaktor ist dabei sicherlich der Säntismalt „Edition Dreifalitgkeit“, wobei ich für mich selbst noch nicht sicher bin, ob das Produkt Genial oder einfach nur Kurios ist. Die Euphorie die Fachkollege Jim Murray seinem „European Whisky of the Year 2010“ entgegenbringt ist nachvollziehbar aber sehr subjektiv. In Degustationen kommen immer wieder Assoziationen von Selchkammer und kaltem Rauch / Speck – heavy peated von seiner brachialen Seite. Hut ab vor der Innovationskraft der Appenzeller Brauerei Locher, die als erste schweizer Brennerei einen „heavy peated“ Malt mit lokalem Torf produzierten.
Anders verhält es sich mit dem Liechtensteiner Whiskey „Telsington“. Der Telsington überzeugte mich schon als ich für die Verkostungsnotizen ein Fassmuster erhielt, noch bevor er abgefüllt wurde. Dies ist von der Nase, dem Gaumen und der Beschaffenheit ein „richtiger“ Whiskey, wie Ihn Liebhaber kennen und schätzen – und noch viel wichtiger: auch Erkennen. Beeindruckend auch, wie er seinen eigenen lokalen Charakter durch den Ausbau in Blauburgunderfässern unterstreicht. Von diesem Produkt können sich etliche alpine Whiskeybrenner etwas abschauen, der Telsington ist für mich ein Paradebeispiel, wie lokal produzierter Whiskey sich präsentieren kann, ohne dabei „nur“ ein Getreidebrand im Holz zu sein. Malzig, ein Hauch Tabak, Cacao und weiche Pinot Noir Noten.
Von „heavy peated“ Säntismalt über charaktervollen Liechtensteiner Telsington hin zum Vorarlberger Ländlewhiskey von Pfanner. Unter dem Motto „Whiskey wie der Hase läuft“ mit einem in dunklem Grün gehaltenen Ettikett mit einem Hasen drauf, stellt die Brennerei gekonnt die Querverbindung zur Region, in diesem Falle dem Lauteracher Ried her. Der Whiskey selbst vermag zu überzeugen, ein handwerkliches Meisterwerk. Waren die Vorgänger innovativ (peated) oder überzeugten mit lokalem Einschlag, so punktet der Pfanner Whiskey mit einzigartiger Eleganz und Ausgewogenheit. Ein kleiner Anteil Rauchmalz gibt ihm sehr würzige Noten, der Ausbau in einem Süssweinfass des österreichischen Spitzenwinzers Kracher lässt durchaus Parallelen zu ähnlichen schottischen Produkten mit Süssweinfass-Ausbau aufkommen. Honignoten auf würzig-malziger Basis überzeugen selbst eingefleischte Schottland-Trinker.
Diese drei Produkte aus der Schweiz, Liechtenstein und Österreich lassen für den alpinen Whiskey hoffen. Produkte wie diese sind es, die die Innovationskraft unter den Brennern stetig schüren und die auf weitere respektable Produkte hoffen lassen. Für mich persönlich ist die Region vom Säntis über das Rheintal hin zum Bodensee im Moment DIE Whiskeyregion im alpinen Raum, eindrucksvoll manifestiert durch obige drei Produkte. Jeder der sich ein Wochenende Zeit nehmen möchte um die Brennereien zu besuchen, sei auf die „Whiskey-Weekends“ in Walzenhausen verwiesen. Ein Wochenende in der Region mit Whiskey-Dinner am Abend und Übernachtung im Hotel Walzenhausen.